Nebenbahn-Romantik in Rumänien
Nebenbahn-Romantik pur in Rumänien auf der ehemaligen Kursbuchline 514 von Vama nach Moldovita im Jahr 2009. Die Nebenbahn entlang des Flüsschens Moldovita wurde von dem Münchner Unternehmen Louis Ortlieb & Co. initiiert, welches Interesse an dem Holz der ausgedehnten Waldflächen in diesem Tal hatte.
Die Bauarbeiten an der Strecke begannen im Jahre 1887. Am 15. August 1889 konnte die Strecke der ,,Bukowinaer Lokalbahnen Gesellschaft“ eröffnet werden. Es verkehrten zwei Güterzugpaare täglich. Anfänglich diente die Strecke allein dem Güterverkehr – der Personenverkehr wurde erst fünfzehn Jahre später, am 1. November 1904 eröffnet. Es gab drei Haltepunke entlang der Strecke: Dragosa, Vatra Moldovitei und Moldovita.
Nebenbahn-Romantik in Rumänien
Die maximale Geschwindigkeit im gesamten Abschnitt der Nebenbahn betrug zuletzt 40 km/h. Die 20,4 Kilometer lange Strecke beginnt bei Vama (533 m. ü. M.) und steigt dann bis auf 645 Höhenmeter in Moldovita an. 1999 wurde noch mit großem Pomp und viel Prominenz das Streckenjubiläum gefeiert. Viele schöne Worte wurde über die Strecke gesagt, Investitionen in die inzwischen recht marode Infrastruktur folgen jedoch nicht. Im Juli 2010 wurde der Bahndamm stellenweise durch ein Hochwasser weggerissen, die Strecke zerstört. Es folgte die Stilllegung. Heute kann man diese Nebenbahn-Romantik nicht mehr erleben.
Der kleine, rote Triebwagen mit dem wir unterwegs sind trägt die Betriebsnummer 906. Er wurde 1936 von Malaxa mit der Fabriknummer 106 gebaut.
Die Geschichte der Firma Malaxa
Die Baureihe 77 ist in den Jahren 1935–1942 von der Firma Malaxa gebaut worden. Gegründet wurde Malaxa 1919 durch den rumänischen Industriellen Nicolae Malaxa. Durch die Instandsetzung von im Krieg beschädigtem Eisenbahnmaterial gelang der Firma nach dem ersten Weltkrieg ein schneller wirtschaftlicher Aufschwung. Am Ende der 1930er Jahre waren die Malaxa-Werke Großproduzent von Dampflokomotiven, Diesellokomotiven, Triebwagen und Eisenbahnwagen. Sie waren eines der größten Industrieunternehmen in Südosteuropa und der Hauptlieferant der rumänischen Eisenbahnen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg floh Nicolae Malaxa, der mit nationalistischen Kräften sympathisiert hatte, nach Amerika. Aus den Malaxa-Werken entstand die „Lokomotivfabrik 23. August“. Diese lieferte z.B. auch die als „U-Boote“ bekannten Lokomotiven der Baureheihe 119 in die DDR. Der Firmenname FAUR steht seit 28. Dezember 1966 für die rumänische Aussenhandelsorganisation für Eisenbahnmaterial. FAUR heißt «FABRICA DE AGREGATE ŞI UTILAJ RULANT». Übersetzt bedeutet dies etwa „Fabrik für rollendes Material und Ausrüstung“. Die in dieser Zeit gebauten Lokomotiven für das Ausland hatten meist beide Aufschriften. Seit 1990 formiert sich die „Lokomotivfabrik 23. August“ als Aktiengesellschaft unter dem Namen FAUR.
Die CFR Baureihe 77
Anfang 2014 waren noch 62 Triebwagen der Baureihe 77 bekannt und wie folgt stationiert:
- 6 Stück in Ploiești
- 16 Stück in Timișoara
- 8 Stück in Arad
- 26 Stück in Pitești
- 3 Stück Suceava (u.a. der 906)
- 3 Stück in Tecuci
Ursprünglich waren die zweiachsigen Triebwagen mit einem Viertakt-Dieselmotor vom Typ MG 120 mit 6-Zylindern und einer Leistung von 88kw (120PS) ausgestattet. Dieser konnte den Zug auf 70 km/h beschleunigen.Das Gesamtgewicht des Schienenbusses (ohne Passagiere) liegt bei 30 Tonnen.
Im Lauf der Zeit wurden viele der Fahrzeuge mit einem 169kw (220PS) starken Volvo-Motor vom Typ TAD720VE remotorisiert und einem neuen Getriebe des Typs Allison 3000 ausgestattet.
Die genaue Stückzahl, in welcher die Treibwagen der Baureihe 77 gebaut wurden, ist unklar: Immer wieder wurden Fahrzeuge zerstört, sei es durch den Krieg oder auch durch Unfälle. Man ersetzte diese Abgänge durch Neubauten, denen man dann einfach eine der frei gewordenen Betriebsnummer gab.
Bekannt sind 135 Einheiten, die unter 900er-Nummern jemals vorhanden waren. Es waren bzw. sind Fahrzeuge mit durchaus unterschiedlichem Aussehen (Länge/Zahl der Seitenfenster), Kopfform (gerade, leicht schräg, stromlinienförmig), Achsabstände usw. Auch Privatbahnfahrzeuge sind dabei, die irgendwann einmal in das CFR-Schema einnummeriert wurden. Außerdem erhielten diverse Umbauten die Baureihen-Nummer 77 sowie eine 900er Betriebszahl: So zum Beispiel Umbauten aus ehemaligen 80000er-Wagen. Diese waren die allerersten Triebwagen, welche die Firma Malaxa Anfang der 30er Jahre gebaut hatte. Sie entstanden durch den Umbau (Motorisierung) aus einfachen Personenzugswagen. Auch die zweiachsigen 700er-Wagen, welche von Astra aus Arad geliefert wurden, erhielten irgendwann 900er-Nummern.
1993 wurde ein ebenfalls zweiachsiges Nachfolgemodell der Baureihe 77 vorgestellt: Der AM282M mit der CFR-Nummer 91-0001-7. Zum Einsatz kam er auf den Strecken rund um Liebling. Der Prototyp blieb ein Einzelstück: Gebaut wurde er als 96-0001-6, im Jahr 1999 wurde die Nummer in 99-0001-0 geändert und schließlich, um das Jahr 2004, wurde er dann in 91-0001-7 umbenannt.
Gabriel Habermann
Das traurige Ende der Strecke…
Landkarte: